Wüsten-Fuchs Aus Leidenschaft
Franz Kriner stirbt im Alter von 88 Jahren - Krüner durchquert über 100 Mal die Sahara
Mehr als 100 Mal hat er die Sahara durchquert. Er liebte die Wüste, den Sand, die Wärme. Franz Kriner kannte sämtliche Oasen, führte Bekannte durch die endlosen Dünen-Landschaften. Der Familienvater war weltoffen und verwurzelt in Krün zugleich. Die Ferne zog ihn an. Jetzt hat er seine letzte Reise angetreten. Franz Kriner ist im Alter von 88 Jahren gestorben. Gestern nahm eine große Trauergemeinde am Waldfriedhof Abschied vom „Wulfn Franz".
Kriner war eine ungewöhnliche Persönlichkeit, die in keine Schublade passte - ausgestattet mit unternehmerischen Qualitäten. Wagemutig, umtriebig und für Neues aufgeschlossen. Zeitlebens war er unterwegs. Mit vier Schwestern wuchs er im elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb auf, ehe der Bub von der Volksschule ins klösterliche Internat nach Altötting wechselte und erstmals in die Welt hinausschnupperte. Eine Schreinerlehre und die Arbeit als Forstgehilfe folgten.
In den 1950er-Jahren machte er sich im Ortsgeschehen einen Namen. Acht Jahre fungierte das Gründungsmitglied der örtlichen Bergwacht als Zugführer, also Bereitschaftsleiter. Auch bei der Musikkapelle und dem Trachtenverein engagierte sich. Wegbegleiter Hans Schwarzenberger senior sagt „A Hund war er schoa, a verreckte". Ein Lob, das hierzulande fast nicht zu überbieten ist.
Seine Energie, die Franz Kriner gesellschaftlich einbrachte, bündelte und lenkte er um in seinen 1955 gegründeten Busbetrieb „Ferienglück". Seine Ehefrau Margit hätte es zwar lieber gesehen, wenn er im Forstdienst geblieben wäre. Doch ihm war das Korsett zu eng, er musste hinaus. Waren es zuerst die Alpenpässe und Europa, ging es ab Ende der 1960er Jahre im Winter nach Afrika. Er wagte sich mit seinen Reisebussen in den Norden - von Ägypten bis nach Marokko. Viele Einheimische vertrauten ihm, ließen sich von dem Isartaler in den führen. In der Sahara taute er in seinem Volvo-Geländewagen richtig auf. Wo andere umkehrten, begann bei dem ideenreichen Perfektionisten erst das Abenteuer. Der Busfahrer verstand es, seine Passagiere zu begeistern, bei den Touren für sie zu sorgen. 35 Jahre lang, bis es 1989 wegen der politischen Entwicklungen auch für Reiseleiter zu gefährlich wurde. „Wenn er dort wieder auftauchte, sprach sich das schnell unter den Wüstenbewohnern herum und es hieß von Weitem: 'Franz kommt'. Dann liefen alle zusammen", erzählt Ehefrau Margit, die ihren Mann stets den Rücken freihielt und ihn bis zuletzt fürsorglich pflegte. „Afrika war einfach seine Heimat."
Wie der „Wulfn Franz" vom Afrikavirus infiziert wurde, weiß Erhard Pampusch, der seit 47 Jahren im Busunternehmen arbeitet: Mit Schwager Karl Dirnhofer war Kriner auf eine gewonnene Flugreise hin nach Kenia aufgebrochen. Bei einer Safari seien von den Führern die Zelte falsch auf einem Elefanten-Pfad aufgestellt worden. In der Nacht überrannte die Herde die Zelte, erzählt Pampusch. Alle seien davongelaufen, nur Kriner blieb mit seiner Kamera liegen und drückte ab. Eins der Bilder wurde das Siegerbild bei einem Fotowettbewerb.
„Er war einer vom alten Schlag", sagt Pampusch, der ihn als Fahrer und Mechaniker in Afrika begleitet hatte. Gestern musste er Abschied nehmen von Franz Kriner -er ging auf seine letzte Reise.